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Pilotprojekt: Durchgehend bewehrte Betonfahrbahn

Der richtige Baustoff an der richtigen Stelle

Für die Fahrbahndecke kam ein Dyckerhoff HOZ Doppel (CEM III/A 42,5 N) aus dem Werk Neuwied zum Einsatz. (Foto: MPA Stuttgart)

Auf einem Abschnitt der A61 bei Koblenz wurde in Fahrtrichtung Köln erstmals in Deutschland eine durchgehend bewehrte Betonfahrbahn in horizontaler Hybridbauweise hergestellt. Idee hinter solchen Bauweisen: Der richtige Baustoff soll an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Während die hauptsächlich von PKW befahrene Überholspur konventionell aus Asphalt besteht, werden die durch LKW stark beanspruchte rechte Fahrspur sowie zusätzlich der Standstreifen als durchgehend bewehrte Betonfahrbahn hergestellt. Mit der Ausführung wurde das Bauunternehmen Schnorpfeil aus Treis-Karden beauftragt. In der von Schnorpfeil eigens auf der Baustelle errichteten mobilen Mischanlage wurde ein Dyckerhoff HOZ Doppel (CEM III/A 42,5 N) aus dem Werk Neuwied eingesetzt. Auch die Frostschutzverfestigung wurde mit Dyckerhoff Zement hergestellt, zur Anwendung kam ein TrZ Doppel (CEM II/B-P 42,5 N), ebenfalls aus dem Werk Neuwied.

Wer auf deutschen Autobahnen unterwegs ist, kennt das Phänomen: Sobald die Fahrbahndecke aus Beton besteht, entstehen beim Überfahren der zur Vermeidung wilder Risse notwendigen Dehnungsfugen zwischen den Betonplatten leichte aber regelmäßige Fahrgeräusche. Durch die durchgehende Bewehrung werden diese Fugen überflüssig. Der durch sie verursachte Erhaltungs- und Pflegeaufwand entfällt und auch der Fahrkomfort steigt. Ein weiterer Vorteil ist eine etwas geringere Dicke der Fahrbahn gegenüber der Bauweise mit Fugen und der damit einhergehende geringere Materialverbrauch. Auch zum Thema Minderung von Lärmemissionen soll das Pilotprojekt auf der A61 neue Erkenntnisse liefern. Bei Fahrbahndecken aus Beton können Fahrgeräusche durch Texturierung (Strukturierung) der Betondecke reduziert werden, hier laufen aktuell Studien zur Dauerhaftigkeit der lärmreduzierenden Eigenschaft. In diesem Zusammenhang wurden auch auf dem Autobahnabschnitt bei Koblenz verschiedene Texturvarianten mittels Grinding (Einschleifen einer Struktur in die erhärtete Betondecke) aufgebracht. Durch die Abwesenheit von Fugen ist dieses Verfahren bei durchgehend bewehrten Betonfahrbahnen leichter als sonst möglich.

Experten erhoffen sich von bewehrten Betonfahrbahnen eine Nutzungsdauer von bis zu 50 Jahren – deutlich länger als die Lebensdauer von alternativen Fahrbahndecken und somit ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Zur Überprüfung aller Bewegungen werden Sensoren in die Fahrbahn eingebaut. So kann die das Projekt eng begleitende BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) die gesammelten Werte zusammen mit denen einer Vergleichsstrecke über mehrere Jahre auswerten. In Belgien und den USA bestehen bereits umfangreiche, positive Erfahrungen mit durchgehend bewehrten Fahrbahndecken aus Beton. Auf der A61 wurde somit ein Verfahren umgesetzt, das gute Aussichten hat, in den nächsten Jahren zur Standardbauweise für hochbelastete Autobahnabschnitte zu werden. Bauherrin der 4 km langen Pilotstrecke zwischen den Anschlussstellen Boppard Buchholz und Waldesch in Fahrtrichtung Köln ist die Niederlassung West der Autobahn GmbH.